Der bellerei-Guide für die Auswahl & Verwendung von Schleppleinen
Hundeleinen gibt’s fast wie Sand am Meer. Wie trifft man da die richtige Auswahl? Während bei kurzen Führleinen die Unterschiede vergleichsweise klein sind, wird’s bei Schleppleinen umso schwieriger. Die richtige Wahl hängt von deiner Erfahrung, deinem Hund, euren Tätigkeiten und vielen anderen Faktoren ab. Wir haben den ultimativen Schleppleinen-Ratgeber für dich.
Was sind Schleppleinen?
Ab einer Länge von fünf Metern bezeichnen wir eine Hundeleine als Schleppleine. Das ist gleichzeitig die Länge, ab der das Handling in der Stadt schwierig wird: Haufenweise Begegnungen mit Menschen, Hunden, Rad- und Autofahrern machen eine kürzere Verbindung zwischen Mensch und Hund notwendig.
Schleppleinen kommen überall da zum Einsatz, wo der Hund einen großen Bewegungsradius braucht bzw. haben darf. Der Grundgedanke: Dein Hund soll sich uneingeschränkt fühlen und sich wie im Freilauf verhalten – die Schleppleine ist dabei nur ein Sicherheitsanker.
Für wen eignen sich Schleppleinen?
Dementsprechend finden Schleppleinen eher im Freigelände Anwendung:
- Bei langen Spaziergängen in ländlichen Gegenden
- Beim Begegnungstraining bzw. B.A.T. (Behavior Adjustment Training)
- Beim Rückruf-Training
- In allen Trainingssituationen, wo der Hund großen Freiraum braucht (z. B. Mantrailing, Fährtenarbeit, Anti-Jagd-Training, etc.)
- Bei kranken oder verletzten Hunden, die nicht laufen dürfen, aber gehen sollen
Viele Leute verwenden Schleppleinen beim Waldspaziergang, um die Leinenpflicht einzuhalten und ihrem Hund ein möglichst großes Abenteuer zu ermöglichen. Natürlich hat der Hund Spaß daran, den Weg zu verlassen, durch den wilden Wald zu streifen und das Unterholz zu erkunden.
Aber die Wildtiere haben daran keinen Spaß. Als Hundehalter haben wir mit der Hundeleine immer auch eine ordentliche Portion Verantwortung in der Hand. Und nicht nur für die Waldbewohner, auch für deinen Hund ist die Schleppleine im Wald eine gefährliche Angelegenheit.
Die unübersichtliche Landschaft bietet nämlich jede Menge Möglichkeiten, dass sich die Leine verheddert, hängen bleibt oder im schlimmsten Fall reißt. Achte also darauf, dass dein Hund an der Schleppleine auf den Waldwegen bleibt und nicht im Unterholz rumstreift. Die Ausnahme sind natürlich gezielte Trainingssituationen wie Mantrailing oder Anti-Jagd-Training.
So wählst du die richtige Schleppleine aus
Du möchtest deinem Hund also mehr Freiraum geben und bist deswegen auf der Suche nach der geeigneten Schleppleine. Es gibt mehrere Faktoren, die du bei deiner Wahl beachten solltest.
Länge
Schleppleinen gibt es in unterschiedlichen Längen und je nach Einsatzzweck kann alles zwischen 5 Metern und 30 Metern Länge die richtige Wahl sein. Wir empfehlen allerdings, klein anzufangen – aus drei Gründen:
- Je länger die Leine ist, desto höher ist ihr Gewicht – das kann sowohl für dich, als auch für deinen Hund anstrengend werden.
- Je länger die Leine ist, desto schwieriger ist sie zu handeln – das Verwurschteln zu verhindern kann schon bei 10 Metern eine Herausforderung sein.
- Je länger die Schleppleine ist, desto mehr Kraft kann der Hund im Zug entwickeln.
Daher gilt auch: Wenn dein Hund sehr groß und kräftig ist und gerne zieht, solltest du mit einer kurzen Schleppleine beginnen. Denn wenn dein Hund 25 Meter Anlauf nimmt, bevor er sich in die Leine wirft, kann er dich damit leicht von den Beinen reißen.
Außerdem solltest du bei Schleppleinen ab 15 Metern unbedingt darauf achten, dass ein sogenannter Rückdämpfer bzw. Zugdämpfer integriert ist. Dieser federt den Zug ein wenig ab und vermindert den Druck auf den Hund sowie die Kraft, die du zum Festhalten benötigst.
Material
Aus welchem Material die Schleppleine bestehen soll, ist größtenteils Geschmackssache. Je nach Anwendungsgebiet kann aber auch das einen großen Unterschied machen. Damit dir die Wahl leichter fällt, haben wir die gängigsten Materialien mit ihren Vor- und Nachteilen für dich.
Biothane / PVC | Nylon | PPM |
+ Extrem robust | + Hohe Temperaturresistenz | + Robustes Material aus Boots- & Fallschirm-Bereich |
– Wird bei Nässe rutschig | – Nimmt viel Schmutz & Feuchtigkeit auf | – Bleibt leicht hängen |
Hanf | Baumwolle | Leder |
+ Plastik- & Schadstofffrei | + Plastik- & Schadstofffrei | + Plastik- & Schadstofffrei |
– Hohes Eigengewicht | – Nicht sehr robust – Nimmt viel Wasser auf | – Tierisches Produkt |
Biothane / PVC |
+ Extrem robust |
– Wird bi Nässe rutschig |
Nylon |
+ Hohe Temperaturresistenz |
– Nimmt viel Schmutz & Feuchtigkeit auf |
PPM |
+ Robustes Material aus Boots- & Fallschirm-Bereich |
– Bleibt leicht hängen |
Hanf |
+ Plastik- & Schadstofffrei |
– Hohes Eigengewicht |
Baumwolle |
+ Plastik- & Schadstofffrei |
– Nicht sehr robust – Nimmt viel Wasser auf |
Leder |
+ Plastik- & Schadstofffrei |
– Tierisches Produkt |
Genauso wichtig wie das Material der Schleppleine ist das Material des Karabiners. Wird hier gespart, geht das zu Lasten der Sicherheit – denn die beste Leine nützt dir nichts, wenn der Karabiner bricht.
Für die perfekte Balance aus Sicherheit und Komfort solltest du Material und Größe des Karabiners deinem Hund anpassen. Ein großer, schwerer Karabiner ist eine Belastung für einen kleinen Hund und kann im schlimmsten Fall zu Verletzungen führen. Umgekehrt kann ein zarter, leichter Karabiner einem großen Hund kaum standhalten.
Wir empfehlen Edelstahl-Karabiner für große, kräftige Hunde. Für mittelgroße Hunde, die nicht sehr stark ziehen, ist Messing eine gute Alternative. Zinkguss-Karabiner eignen sich für kleine, leichte Hunde.
Hund
Wir haben es schon erwähnt: Sowohl die Länge der Schleppleine als auch Größe und Material des Karabiners sollten der Größe und dem Gewicht deines Hundes angemessen sein. Gleiches gilt für die Breite der Schleppleine. Leichte Produkte wie unsere bellerei Schleppleinen aus PVC dürfen auch für kleinere Hunde breiter sein. Sehr dünne Leinen für große Hunde solltest du hingegen vermeiden.
Gute Hersteller geben sowohl bei Hundeleinen als auch bei Schleppleinen ein Maximalgewicht an. Dieses ergibt sich aus der Bruchlast des Materials. Wir wollen hier nicht zu mathematisch werden, daher ein ganz knappes Beispiel:
Ein Hund mit 20 Kilo und einer normalen Trab-Geschwindigkeit von 20 km/h kann einen Zug von bis zu 120 Kilo auf die Leine ausüben.
Je höher die Bruchlast – also das Belastungs-/Zuggewicht, bei dem das Material reißen würde – der Schleppleine, desto höher das Maximalgewicht. Wenn dein Hund kaum zieht und sich niemals mit voller Kraft in die Leine wirft, hast du bei den Herstellerangaben also etwas Spielraum. Wenn du aber einen Zieher anleinen möchtest, solltest du genau auf das angegebene Maximalgewicht achten und im Zweifel die höhere Alternative wählen.
Verwendungszweck
Welches gemeinsame Abenteuer du mit deinem Hund planst, kann sich auch auf die Wahl der richtigen Schleppleine auswirken. Da die Anwendungsgebiete so vielfältig sind, hier nur ein paar allgemeine Tipps:
- Wenn es über Stock und Stein geht und die Leine am Boden schleifen soll, verzichtest du besser auf eine Handschlaufe und wählst ein Material, das kaum Knoten bildet – sonst ist die Gefahr des Hängenbleibens hoch.
- Beim Begegnungstraining oder B.A.T. gibt dir eine Handschlaufe eine ordentliche Portion zusätzliche Sicherheit.
- Wenn es sehr nass und/oder matschig wird, solltest du ein Material wählen, das wenig Schmutz und Feuchtigkeit aufnimmt – das zusätzliche Gewicht ist nicht zu unterschätzen!
- In jedem Fall solltest du Handschuhe dabei haben, um Verletzungen vorzubeugen oder rutschigen Schleppleinen gewachsen zu sein.
Wie verwendet man eine Schleppleine richtig?
Das Wichtigste direkt zu Beginn: Eine Schleppleine verwendest du immer mit einem Hundegeschirr und niemals mit einem Halsband! Die Verletzungsgefahr für deinen Hund ist sonst extrem hoch!
Das Zweitwichtigste: Eine Schleppleine ist ein praktisches Instrument, das die Erziehung, das Training und den Freilauf deines Hundes sinnvoll ergänzen, nicht aber ersetzen kann.
Wenn dein Hund noch keine Schleppleinen kennt, will er am Anfang vielleicht damit spielen oder ist von Länge und Gewicht der Leine etwas zu beeindruckt. Sei geduldig und zeig ihm, dass die Schleppleine nichts Böses ist, indem du ihn beim Anleinen lobst und mit einem Leckerchen belohnst.
Die richtige Verwendung der Schleppleine hängt zu einem großen Teil davon ab, was du mit deinem Hund unternimmst bzw. trainierst. Trotzdem haben wir ein paar grundsätzliche Tipps für die Anwendung von Schleppleinen für dich:
- Außer in einzelnen speziellen Trainingssituationen sollte die Schleppleine weder komplett auf dem Boden schleifen, noch auf Zug sein. Ideal ist eine lockere Verbindung, bei der dein Hund sich fühlt wie im Freilauf.
- Halte die locker aufgewickelte Schleppleine in deiner passiven Hand und die abgewickelte Leine, an der dein Hund hängt, in deiner Führhand.
- Du wickelst immer so viel Leine ab, wie der Hund für seinen “vorgetäuschten Freilauf” braucht – und überschüssige Leine wickelst du direkt wieder auf. So verhinderst du ein Verheddern und Verknoten.
- Achte auf festes Schuhwerk und einen stabilen Stand sowie darauf, dass du die Schleppleine immer fest im Griff hast und einen plötzlichen Zug zur Not abfangen kannst – übe das am besten vorher in einer sicheren Situation.
- Bleib vorausschauend und hol deinen Hund rechtzeitig vor Begegnungen zu dir zurück, um Verwicklungen und Unfälle zu vermeiden – zu diesem Zweck kannst du mit deinem Hund eigene Schleppleinen-Signale trainieren wie beispielsweise “Langsam”, “Warten” oder “U-Turn”.
- Fortgeschrittene können die Schleppleine auch als “Sicherheitsanker” nutzen – den Hund also frei laufen lassen und die Leine nur aufgreifen, wenn es wirklich notwendig ist. Das bedarf aber viel Erfahrung und perfektem Timing und darf vor allem nicht zu einer Gefahr für andere Menschen oder Tiere werden!
Außerdem solltest du niemals Knoten in deine Schleppleine machen. Die werden oft als Ersatz für eine Handschlaufe oder als Längenmarkierung empfohlen. Aber mit einem Knoten verpasst du deiner Schleppleine automatisch eine neue Sollbruchstelle: An einem Knoten reißt beispielsweise eine Biothane-Schleppleine dreimal schneller als ohne Knoten!
Wenn du eine Handschlaufe brauchst, solltest du am besten direkt eine Schleppleine mit Handschlaufe kaufen.
Fazit: Fake-Freiheit für alle!
Schleppleinen sind das perfekte Instrument, um deinem Hund im Training oder beim Spaziergang die vollendete Harmonie aus Freiheit und Sicherheit zu bieten.
Trotzdem solltest du die Schleppleine nur zu geeigneten Zwecken einsetzen und nicht als Ersatz für ordentliches Training. Hin und wieder sollte dein Hund sich außerdem völlig barrierefrei austoben können – beispielsweise in einem eingezäunten Garten oder einer gesicherten Freilaufzone.
Davon abgesehen ist die Schleppleine für uns aus dem Hundealltag nicht mehr wegzudenken. Damit die Leine dir und deinem Hund Spaß macht, achte darauf, dass Länge, Gewicht und Karabiner der Schleppleine zu deinem Hund passen. Wähle das Material, das für deinen Verwendungszweck am besten geeignet ist und halte dich an unsere Tipps für die Benutzung der Schleppleine. Noch mehr gute Tipps bekommst du in diesem Ratgeber.
Und am wichtigsten: Achte auf dich und deinen Hund – auf eure Sicherheit, eure Trainingserfolge und euren Spaß an der Sache.
Du hast jetzt richtig Lust, deinem Hund eine neue (Schlepp-)Leine zu spendieren? Schau in unserer Leinen / Schleppleinen Kategorie vorbei!